Brief an die Aktionärinnen und Aktionäre

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrte Damen und Herren

Das erste Halbjahr 2024 war für den Flughafen Zürich ereignisreich. Der deutliche Vertrauensbeweis der Bevölkerung im Kanton Zürich bei der Volksabstimmung zu den Pistenverlängerungen vom 3. März bestärkt uns, Massnahmen zur Verbesserung des Flugbetriebs und der Infrastrukturentwicklung konsequent umzusetzen. Das Resultat der Volksabstimmung zeigt, dass die Bevölkerung hinter ihrem Flughafen steht. Die Reiselust ist gross, die Erholung der Passagierzahlen nachhaltig. Die Passagierzahlen des ersten Halbjahres 2024 liegen 11 % über der entsprechenden Vorjahresperiode und notierten bei 97 % von 2019. Neben der Aviatik haben die nicht-aviatischen Geschäftsfelder ebenfalls wesentlich zum guten Geschäftsergebnis beigetragen. Die Erträge aus den kommerziellen Aktivitäten, dem Immobiliengeschäft und aus unseren internationalen Beteiligungen konnten gegenüber dem Vorjahr weiter gesteigert werden. Auch der Circle konnte sich weiter etablieren und seine Positionierung als Business- und Dienstleistungshub festigen.

Investitionen in die Qualität und Zukunft

Wir freuen uns, dass der Flughafen Zürich auch in diesem Jahr wieder ausgezeichnet wurde. Sowohl beim Airport Service Quality (ASQ) Award als auch beim World Travel Award erreicht er erneut den ersten Platz in seiner Kategorie. Gleichzeitig investieren wir rund 1 Million Franken pro Arbeitstag in die bestehende Infrastruktur, um das Qualitätsniveau des Flughafens Zürich auch in Zukunft auf hohem Niveau zu halten. Die Arbeiten rund um die Entwicklung der landseitigen Passagierflächen sind in vollem Gang und werden das Retail- und Gastronomieangebot mit einer Vielzahl an attraktiven Shops und neuen Gastronomiezonen erweitern sowie eine bessere Anbindung an den Circle sicherstellen. Die neue Technologie in der Gepäcksortieranlage stellt sicher, dass die Gepäckzuweisung auch in Zukunft zuverlässig funktioniert und die Sicherheitskontrollen den neuen EU-Vorschriften entsprechen. Im Osten des Flughafens haben im ersten Halbjahr ausserdem die Arbeiten zum Bau der Fracht Rächtenwisen begonnen, einer neuen und modernen Frachthalle, die dem Trend in Richtung Spezialfracht Rechnung trägt.

Unsere Nachhaltigkeitsbemühungen weiter voranzutreiben und bis 2040 netto null Treibhausgas-Emissionen zu erreichen, steht weit oben auf unserer Prioritätenliste. Wir prüfen innovative Ansätze für den Ersatz fossiler Energieträger, intensivieren die Nutzung von Recyclingbeton bei unseren Bauprojekten, treiben die Planung unseres ersten Docks aus Holz voran und statten unseren Fuhrpark Schritt für Schritt mit Elektrofahrzeugen aus.

Unser Blick in die Zukunft konzentriert sich aber nicht nur auf ökologische Aspekte, sondern auch auf die technologischen Chancen, die es zu nutzen gilt. Der ZRH Innovation Hub hat im vergangenen Halbjahr Strukturen und Prozesse etabliert und mit einer App für die Apple Vision Pro-Brille zur Vermarktung von Immobilien bereits ein erstes Produkt lanciert. Mit dem ZRH Innovation Hub wollen wir die Vorteile der Digitalisierung für uns und unsere Partner nutzen, innovative Lösungsansätze prüfen und neue Technologien am Flughafen Zürich einsetzen.

Mit grosser Spannung und Vorfreude erwarten wir ausserdem die Inbetriebnahme des Flughafens in Noida. Die Bauarbeiten beim grössten Auslandprojekt der Flughafen Zürich AG im Grossraum von Delhi gehen in die finale Phase. Ende April 2025 wird der Noida International Airport als zweiter Grossstadtflughafen betriebsbereit sein.

Herausforderungen im Betrieb

Die Einführung des neuen Entry/Exit-Systems (EES) im Schengenraum erforderte in den vergangenen Monaten kleinere bauliche Anpassungen, vor allem aber umfangreiche prozesstechnische und operative Vorbereitungen. Voraussichtlich ab Oktober 2024 werden die Ein- und Ausreise sowie die Biometrie von Reisenden aus Drittstaaten ausserhalb des Schengenraums elektronisch in einem Dossier erfasst und zentral gespeichert. Damit ändern sich auch die Abläufe bei der Ein- bzw. der Ausreise.

Zu den betrieblichen Herausforderungen tragen das Wetter und die geopolitische Lage bei. Das komplexe Pistensystem am Flughafen Zürich hat zur Folge, dass der Betrieb bei wechselhaftem Wetter sehr anfällig ist. Bei starkem Westwind, insbesondere aber bei Bise, sinkt die Kapazität erheblich, was rasch zu Verspätungen führen kann. Hinzu kommt die geopolitische Lage, die Auswirkungen auf Flugrouten hat und das Flugprogramm Richtung Asien beeinträchtigt. Im Jahr 2023 war die Pünktlichkeitsrate am Flughafen Zürich historisch tief. Bis zu den Sommermonaten konnte die Verspätungssituation jedoch bereits verbessert werden. Dafür sind verschiedene Massnahmen in Abstimmung mit allen relevanten Partnern umgesetzt worden bzw. noch in Umsetzung. Die Reduzierung der Verspätungen hat auch weiterhin oberste Priorität. Langfristig sind dafür die Realisierung von Infrastrukturprojekten und Anpassungen der Flugrouten nötig, die seit Jahren beantragt, aber aufgrund langer Entscheidverfahren insbesondere beim Bund noch nicht umgesetzt werden konnten.

Die Bestrebungen von Bürgerorganisationen, die Betriebszeiten des Flughafens für mehr Nachtruhe weiter zu verkürzen, lehnen wir dezidiert ab. Der Flughafen Zürich operiert von 06:00 bis 23:30 Uhr inklusive Zeitfenster für den Verspätungsabbau von 23:00 bis 23:30 Uhr. Dies stellt bereits heute die kürzeste Betriebszeit vergleichbarer Flughäfen in Europa dar. Noch kürzere Betriebszeiten würden die Wettbewerbsfähigkeit und die internationale Anbindung der Schweiz erheblich beeinträchtigen. Im Dialog mit politischen Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit zeigen wir die Anforderungen einer guten internationalen Erreichbarkeit der Schweiz auf und unterstreichen gleichzeitig unsere Bemühungen für eine verbesserte Pünktlichkeit und die Einhaltung der geltenden gesetzlichen Nachtruhe.

Ausblick und Dank

Wir danken allen Beteiligten für ihre Unterstützung im Rahmen der Abstimmung zu den Pistenverlängerungen. Auch in Zukunft werden wir für einen wettbewerbsfähigen Hub mit attraktiver Anbindung der Schweiz an die Welt einstehen. Dabei sind ein offener Dialog mit allen Anspruchsgruppen sowie eine kontinuierliche Sensibilisierung für die Rolle des Flughafens Zürich für die gesamte Schweiz essenziell.

Der Flughafen Zürich bleibt ein zentraler Knotenpunkt und wichtiges Element für den Wirtschaftsstandort Schweiz. Durch Innovation und Engagement werden wir weiterhin unseren Beitrag zu einer nachhaltigeren, bedürfnisorientierten Mobilität leisten. Herzlichen Dank für Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung.

Josef Felder
Präsident des Verwaltungsrats

Lukas Brosi
Vorsitzender der Geschäftsleitung