Geschäftsentwicklung

Flugbetrieb

Verkehrsentwicklung und Flugplan

Das Passagieraufkommen am Flughafen Zürich bewegte sich zu Jahresbeginn noch auf tiefem Niveau, stieg dann aber ab Frühling in kurzer Zeit markant an und erreichte während der Sommer- und Herbstferien Spitzentage mit über 90’000 Reisenden pro Tag. Zum Vergleich: Der Allzeit-Passagierrekord liegt auf einem Julitag im Sommer 2019 mit 114’872 Reisenden. Im Berichtsjahr reisten insgesamt 22.6 Millionen Passagiere über den Flughafen Zürich, was einer Zunahme von 120 % gegenüber 2021 und 72 % des Niveaus von 2019 entspricht. Gesamthaft wurden 216’585 Flugbewegungen verzeichnet (+63 % ggü. 2021). Dank der zuverlässigen Zusammenarbeit konnten die Flughafenpartner und die engagierte Belegschaft den Betrieb über weite Strecken reibungslos gewährleisten. Am 15. Juni musste die Flugsicherung Skyguide nach einem internen IT-Hardware-Versagen ein «Clear the Sky» veranlassen, eine sofortige Schliessung des gesamten Schweizer Luftraums. Dank der guten Zusammenarbeit der involvierten Krisenstäbe konnte dieses Ereignis gut bewältigt werden.

Die Buchungszahlen legten insbesondere zu Ferienzeiten zu und unser Hub-Carrier SWISS und Edelweiss Air konnten ihre Frequenzen erhöhen. Seit dem Sommer werden wieder ähnlich viele Destinationen wie vor der Krise angeflogen. Neu am Flughafen Zürich präsent sind die Fluggesellschaften Ethiopian und Saudia. Erstere fliegt wöchentlich nach Addis Abeba und die saudi-arabische Airline bedient zwei Mal die Woche die Destination Riad. Nach einem pandemiebedingten Unterbruch ist zudem Cathay Pacific seit anfangs Dezember 2022 zurück am Flughafen Zürich und fliegt wöchentlich nach Hongkong.

Der im Februar ausgebrochene Krieg in der Ukraine hatte bislang nur geringfügige direkte Auswirkungen auf den Flughafen Zürich. Die Flugrouten Richtung Asien sind dadurch jedoch länger geworden.

Immobilien und kommerzielle Zentren

Immobilien

Die Immobilien und kommerziellen Zentren am Standort Zürich sind wichtige Standbeine der Unternehmensstrategie und tragen mit ihren Erträgen wesentlich zur wirtschaftlichen Stabilität unseres Unternehmens bei. Insbesondere die Immobilien sorgten auch während der Coronakrise für eine stabile Ertragslage. Nach dem erfolgreichen Kauf der Liegenschaften auf dem Priora Areal Ende 2019 und der neuen und langfristigen Ausrichtung der Mietverträge im Jahr 2022 liegen nun die Gebäude der SR Technics im Fokus der energetischen Sanierung und Entwicklung. Die Realisierung des neuen Frachtgebäudes «Rächtenwisen» wurde beschlossen. Die Abbrucharbeiten der bestehenden Gebäude starten Ende 2023, die Inbetriebnahme ist für Mitte 2026 geplant.

Ebenfalls im Fokus steht die Energieversorgung. Vor dem Hintergrund der europaweiten Energiekrise hat sich die Versorgungslage gegen Ende des Berichtsjahres etwas entspannt, das Spannungsfeld zwischen Kostendisziplin, Versorgungssicherheit und Klimaziele verlangt jedoch weiterhin nach umsichtiger Planung. Im 2022 wurde die Roadmap zur Erweiterung der erneuerbaren Energien am Standort Zürich weiter verfeinert im Hinblick auf Nachhaltigkeit, wobei insbesondere die Energiegewinnung durch Photovoltaik und die Geothermie vorangetrieben werden. Ebenso startete die energetische Sanierung verschiedener Gebäude.

The Circle

Seit seiner Eröffnung im November 2020 hat der Circle einen wesentlichen Effekt auf die volkswirtschaftliche Wertschöpfung am Standort Zürich: Sie beträgt laut einer aktuellen Erhebung nach einem Jahr Betrieb rund CHF 1.6 Milliarden. Mittlerweile haben sich 49 Unternehmen mit mehr als 5000 Arbeitnehmenden im Circle eingemietet. Zuletzt konnten mit Beyond Gravity und der Zahnimplantate-Firma Neoss zwei neue Mieter begrüsst werden. Die beiden Hyatt Hotels und das Conference Center im Circle verzeichnen eine sehr positive Entwicklung. Auch als Begegnungsort ist der Circle erfolgreich. Höhepunkte waren wiederum das Musik- und Lichtfestival Zauberpark sowie das Quartierfest, welche zahlreiche Gäste anlockten. Die Gastronomie erfreute sich nach dem Wiedererstarken der Passagierzahlen und Reisefreude ebenfalls einer hohen Nachfrage, zwei weitere erfolgversprechende Angebote eröffnen im Frühjahr 2023. Das Retailgeschäft entwickelt sich entlang stetig wachsender Besuchsfrequenzen weiter, zudem sind punktuelle Optimierungen am Konzept in Planung.

Auch der Circle zeichnet sich bezüglich Nachhaltigkeit aus. Er ist das beste LEED-Platinum-Gebäude der Schweiz sowie das grösste MINERGIE-zertifizierte Gebäude und nutzt alternative Energien und Effizienz, beispielsweise mit Solarstrom oder dem Einsatz von Wärmepumpen mit konsequenter Wärmerückgewinnung und Wärmezwischenspeicherung im Erdreich.

Airport Shopping und Airside Center

Die Umsätze im Passagierbereich entwickelten sich entlang des Passagieraufkommens. Im öffentlich zugänglichen Bereich wurde gegen Ende des Berichtsjahres bereits das Vorkrisen-Niveau wieder erreicht. Insbesondere die Gastronomie trug zur positiven Entwicklung bei. Die beliebte Bye-Bye-Bar wurde umfassend saniert und erstrahlt in neuem Glanz. Das neue SBB-Reisezentrum und das neue Capsule Hotel gegenüber vom Check-in-1 bereichern das Angebot an relevanten Dienstleistungen für Reisende. Land- und luftseitig stiessen weitere neue Mieter im Bereich Accessoires, Technologie, Spielwaren und Delikatessen hinzu.

Weiterentwicklung am Standort Zürich

Aufgrund der pandemiebedingten Unsicherheit waren mehrere Infrastrukturprojekte von einem Baustopp oder einer Verlangsamung betroffen. Im Berichtsjahr konnten die Bautätigkeiten wieder intensiviert und die Investitionen erhöht werden. Die Grossprojekte erreichten wichtige Etappenziele und die restlichen Projekte schritten voran oder wurden erfolgreich abgeschlossen, wie beispielsweise die Sanierung der Piste 10/28. Dieses Projekt profitierte von der milden Witterung und so wurden die Bauarbeiten frühzeitig und im veranschlagten Kostenrahmen abgeschlossen.

Neues Dock A

Für die Entwicklung des Flughafenkopfs (EFHK) wurde der Architekturwettbewerb abgeschlossen und das Siegerprojekt «Raumfachwerk» des Planungsteams um BIG, HOK und 10:8 Architekten kommuniziert. Das neue Dock A soll auf den Passagierebenen grösstenteils aus nachhaltigem Holz gebaut werden – für ein Terminalgebäude dieser Grösse ist dies bislang einzigartig. Das neue Gebäude wird einen wichtigen Teil zur ambitionierten CO2-Reduktionsstrategie der Flughafen Zürich AG beitragen, denn das Dach des neuen Docks und der Dockwurzel werden für Photovoltaik genutzt und rund zwei Drittel des jährlichen Strombedarfs des Gebäudes abdecken. Die Dockwurzel verbindet das Airside Center und die im Rahmen des Projekts erweiterte unterirdische Passkontrollhalle mit den Passagierebenen im Dock. Im Innern überzeugt das Projekt durch eine grosszügige Architektur. Für die Passagiere bringt das neue Dock A eine höhere Aufenthaltsqualität, mehr Sicht aufs Vorfeld dank den grossen Fensterfronten und grosszügigen Wartezonen an den Gates. Ausserdem wird das Retail- und Gastroangebot in der neuen Dockwurzel entsprechend ergänzt. Die Bauarbeiten werden aufgeteilt: Ab 2024 werden Vorfeld und Einreisehalle gebaut, ab 2027 der Tower und das Dock mit Wurzel ab 2030.

Entwicklung landseitige Passagierflächen

In diesem derzeit für die Öffentlichkeit am sichtbarsten Bauprojekt entstehen bis 2026 direkt am Flughafenkopf grosszügigere Passagierwege, bessere Logistikprozesse, neue Retail-Flächen und eine Foodhall mit Aussenterrassen. Im Berichtsjahr wurden die Tiefbauarbeiten weitergeführt und bis Frühling 2024 soll bereits der Hochbau starten. Die Umsetzung erfolgt ebenfalls in Etappen, um den Flughafenbetrieb so wenig als möglich zu tangieren.

Gepäcksortieranlage

Die Arbeiten zur Erneuerung der Gepäcksortieranlagen schreiten mit Hochdruck voran. Als Meilensteine konnten im Berichtsjahr der neue Frühgepäckspeicher und die neuen Röntgengeräte in Betrieb genommen werden. Der Umbau der Sortierung verzögert sich aufgrund Lieferengpässen und damit auch die per 1. März 2023 geforderte Umsetzung der EU-Vorgaben für den neuen Sicherheitsstandard der Gepäck-Sicherheitskontrolle. Diese Kontrollen müssen zwischenzeitlich mit einem höheren personellen Aufwand unserer Partnerin Kantonspolizei Zürich sichergestellt werden. Die Gesamtkosten des Bauprojekts bewegen sich aber weiterhin im Rahmen der Erwartungen und die kontinuierliche Inbetriebnahme ist weiterhin ab Winter 2023/2024 geplant.

Zone West & Glattrevitalisierung

Das aviatische Vorfeldprojekt Zone West wurde nach zwischenzeitlicher Sistierung reaktiviert. Die Bauarbeiten erfolgen ab Frühjahr 2023. Die zusätzlichen Standplätze sollen bis Ende 2024 bereitstehen, damit die Vorfeldarbeiten rund um das Dock A in vollem Umfang gestartet werden können. Ausserdem liefen erste Vorbereitungsarbeiten für den Hochbau der Business Aviation.

Der Abschnitt Tolwäng – Fromatt des Projekts Glattrevitalisierung wurde rechtskräftig bewilligt. Der Flughafen kann damit für verschiedene, künftige Ausbauvorhaben die gesetzlich geforderten, ökologischen Ersatzmassnahmen leisten. Auf der Westseite des Flughafens entsteht auf zirka 2.5 km Länge ein attraktiver Erholungsraum an einem wieder naturnahen Gewässer. Die Detailplanung, Vorbereitung und Koordination der Bauphase beanspruchen rund zwei Jahre, mit dem Baustart wird deshalb frühestens 2025 gerechnet.

Neue Dienstleistungen und Digitalisierung

Nicht nur Bauprojekte, sondern auch Dienstleistungen und Prozesse im Passagierbetrieb wurden weiterentwickelt. Schnelle und effiziente Passagierprozesse verbessern das Reiseerlebnis und tragen zur Attraktivität eines Flughafens bei. Am Flughafen Zürich können Reisende der Lufthansa-Gruppe und der Fluggesellschaft Chair seit 2022 ihr Gepäck an 20 Self-Bag-Drop-Automaten im Check-in 2 oder 3 aufgeben – in Zukunft wird das Angebot auch für Passagiere weiterer Airlines verfügbar sein. Am Standort Zürich wurden im Zuge einer nachhaltigen umfassenden Mobilität die E-Mobility-Angebote für Reisende und Gäste markant erweitert. Weitere Dienstleistungen, welche das Reiseerlebnis verbessern sollen, wurden im Berichtsjahr vorangetrieben, unter anderem die Passkontrolle mittels Biometrie oder ein Komfort-Angebot entlang der Kontrollpunkte. Die Einführung des Entry-Exit-Screenings zur Verwaltung der Schengen-Aussengrenzen, ursprünglich im Berichtsjahr geplant, wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2023 erfolgen. Dies aufgrund von Abhängigkeiten im Rahmen der EU-Vorgaben.

Auszeichnungen

Für die hochstehende Qualität unserer Dienstleistungen, die Sauberkeit der Terminals sowie die Freundlichkeit des Personals und die Zuverlässigkeit des Betriebs erhalten wir regelmässig Anerkennung. So bleibt der Flughafen Zürich bei Reisenden hochgeschätzt und erhielt im Frühling das fünfte Mal nach 2006, 2008, 2018 und 2019 den Airport Service Quality Award als bester Flughafen in der Kategorie europäische Flughäfen zwischen 25 und 40 Millionen Passagiere. Zum 19. Mal in Folge hat Zürich den renommierten World Travel Award als bester Flughafen Europas gewonnen. In seiner Kategorie ist der Flughafen Zürich damit seit 2004 ungeschlagen. Im Rahmen der World Travel Tech Awards wurde die Digital Experience Plattform flughafen-zuerich.ch zur besten Flughafen-Website Europas ausgezeichnet.

Unternehmenskultur und Werte

Intern haben wir unsere Werte und den Unternehmenszweck neu definiert und weiter an unserer Unternehmens- und Führungskultur gearbeitet. Als Unternehmen und als Arbeitgeberin ist es unser Anspruch, uns laufend weiterzuentwickeln, denn die sich verändernde Arbeitswelt und das Marktumfeld verlangen eine Kultur der Offenheit und Veränderungsbereitschaft. Besonders erfreulich sind die Ergebnisse einer firmeninternen Umfrage, die eine grosse Verbundenheit unserer Mitarbeitenden widerspiegeln: 97 % der Mitarbeitenden geben an, ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg zu erkennen und 94 % sind stolz, für die Flughafen Zürich AG zu arbeiten.

Internationales Flughafengeschäft

Das internationale Geschäft mit Fokus auf die Märkte Indien und Lateinamerika hat sich als eigenständiges Geschäftsfeld weiter etabliert.

Indien

Noida International Airport ist unser aktuell grösstes Auslandprojekt. Im Juni des Berichtjahres wurde der Auftrag für den Bau eines Terminals, einer Start- und Landebahn sowie land- und luftseitiger Infrastrukturen an den Totalunternehmer Tata Projects Ltd. vergeben. Im Herbst erfolgten die Konzessionsvergaben für den Betrieb eines Flughafenhotels sowie die Vorentscheide für die Wahl des strategischen Partners für die Cargo- und Logistikinfrastruktur. Die künftige Flughafenorganisation wird schrittweise aufgebaut und die Vermarktung bei Airlines, Logistik- und Kommerzpartnern läuft auf Hochtouren.

Wie an allen Standorten des Unternehmens setzt die Flughafen Zürich AG auch in Noida auf Nachhaltigkeit, unter anderem mit einer weitreichenden Versorgung mit Solarstrom, der Wiederverwendung von Gebrauchtwasser und dem flächendeckenden Einsatz von Elektrofahrzeugen. Noida International Airport soll der erste Flughafen in Indien sein, der nach seiner Eröffnung netto null CO2-Emissionen erreicht und damit einen neuen Standard für den nachhaltigen Flughafenbetrieb in Indien setzen wird. Nach Abschluss der ersten Bauphase wird Noida International Airport bei Inbetriebnahme voraussichtlich Ende 2024 über eine Kapazität von rund 12 Millionen Passagieren pro Jahr verfügen.

Lateinamerika

Der Markt in Lateinamerika erweist sich als robust und die Erholung der Luftfahrt ist rascher vorangeschritten als in Zürich. Die beiden Flughäfen Florianópolis und Vitória wurden für die Qualität ihrer Infrastruktur, Freundlichkeit des Personals und allgemeine Passagierzufriedenheit mit der höchsten Auszeichnung des brasilianischen Transportministeriums ausgezeichnet. Neben der fortlaufenden Kostenoptimierung liegt der Fokus nun primär auf dem Erschliessen zusätzlicher Ertragsquellen, insbesondere im Real Estate Bereich. In Iquique (Chile) zeichnet sich aufgrund des Konkurses des Totalunternehmens eine leichte Verzögerung beim Bau der Terminalerweiterung ab. Es wurden Gegenmassnahmen getroffen, um die Verzögerungen gering zu halten. In Macaé (Brasilien) schreitet die Planung der neuen Piste voran. Sie wird voraussichtlich im Sommer 2025 in Betrieb gehen.