Brief an die Aktionäre

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrte Damen und Herren

Wir blicken auf ein intensives und ereignisreiches Jahr zurück. Nach einem pandemiegeprägten ersten Quartal hat sich der internationale Luftverkehr im Verlauf des Berichtsjahres gut erholt. Unsere kommerziellen Zentren sind wieder belebt und die Umsätze nähern sich den Werten von vor der Pandemie an. Das Immobiliengeschäft hat sich am Standort Zürich als stabiler Ertragspfeiler bewährt. Dazu hat auch der erfolgreiche Abschluss der Projektentwicklung The Circle massgeblich beigetragen. Mit dem sich im Bau befindenden Flughafen Noida International Airport wird die internationale Präsenz weiter ausgebaut, und dies in der wichtigsten Wirtschaftsregion Indiens mit grossem Wachstumspotential. Wichtige Entwicklungs- und Infrastrukturprojekte am Standort Zürich und im Ausland schreiten erfolgreich voran und setzen neue Massstäbe in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Wir dürfen zudem auf sehr engagierte und kompetente Mitarbeitende zählen. Weiter sind wir auch nach der Pandemie finanziell solide aufgestellt.

GRI 2 - 22

Die Kosten im Berichtsjahr sind trotz Inflation und steigender Energiepreise gut unter Kontrolle geblieben. Die Rückkehr in die Gewinnzone nach der Pandemie ermöglicht wieder die Auszahlung einer Dividende. Die ordentliche Dividende orientiert sich dabei an der bisherigen Ausschüttungsquote von rund 40 % des Reingewinns, zusätzlich soll die Ausschüttung um eine Zusatzdividende ergänzt und damit die noch verbleibenden Kapitaleinlagereserven in den nächsten Jahren vollständig ausbezahlt werden.

Wiederaufnahme
Dividende
nach mehrjährigem Unterbruch

Mit der Erholung der Luftfahrtbranche kehrt die Reisefreude zurück

Innert weniger Monate ist das Passagieraufkommen im ersten Halbjahr 2022 von 15’000 Reisenden auf Spitzentage mit rund 90’000 Reisenden pro Tag angestiegen. Das Wiederhochfahren des Betriebs ist dank des grossen Einsatzes aller Beteiligten gut gelungen und somit konnte trotz punktuell längerer Wartezeiten qualitativ ein sehr guter Betrieb gewährleistet werden. Für das ganze Jahr wurden am Standort Zürich 22.6 Millionen Passagiere gezählt, womit etwas mehr als 70 % des Volumens von 2019 erreicht sind. Diese Zahl liegt zwar aufgrund des tiefen Passagieraufkommens im ersten Quartal noch deutlich unter den Werten von vor der Pandemie, übertrifft aber die anfangs 2022 gestellten Prognosen. Gegen Ende Jahr zeichnete sich auch eine langsame Öffnung der asiatischen Destinationen ab. Ebenso stimmen uns die Voraussagen zum Buchungsverhalten und den Flugplänen ab Zürich für das Jahr 2023 zuversichtlich. Die Reisefreude ist zurück und beflügelt die aus der Pandemie arg gebeutelte Branche.

Mehr als
70 %
des Verkehrsvolumens von 2019 erreicht

Unser Geschäftsmodell hat sich bewährt – gestärkt und profitabler in die Zukunft

Dank solider Finanzierung und einem ausgewogenen Geschäftsmodell ist unser Unternehmen wirtschaftlich unabhängig und mit Ausnahme des Instruments der Kurzarbeit ohne staatliche Hilfe durch die für die Luftfahrt gravierende Krise der Pandemie gekommen. Die über die letzten beiden Jahrzehnte vorangetriebene internationale Expansion des Flughafengeschäfts, die sukzessive Optimierung des lokalen Kommerzgeschäfts (im Wesentlichen Detailhandel und Gastronomie auf der Land- und Luftseite), die erfolgreiche Erstvermietung des Grossprojektes The Circle (durchmischte Nutzung mit Hotel, Gesundheit, Büro, Retail und Gastronomie) sowie der Erwerb mehrerer Gebäude im Flughafen Perimeter tragen wesentlich dazu bei, dass die Erträge breiter abgestützt sind. Das internationale Geschäftsfeld verzeichnete im Jahr 2022 ein deutliches Wachstum. In den kommenden Jahren erwarten wir weiter steigende Erträge aus unseren Beteiligungen in Lateinamerika und Indien, wo Ende 2024 der Noida International Airport im Süden der Hauptstadt Delhi in Betrieb gehen wird. Dessen Betriebsrechte liegen zu 100 % im Besitz der Flughafen Zürich AG. In Zürich profitieren unsere grossen kommerziellen Zentren von den wachsenden Passagierzahlen, wiedererstarkten Pendlerströmen und der stetig steigenden Anzahl Arbeitsplätzen mit hoher Kaufkraft am Standort Flughafen. Auch die kontinuierliche Erneuerung von Angeboten im Gastronomie- und Retailbereich trägt zur Erholung bei.

Wir gehen davon aus, dass das Passagieraufkommen bis im Jahr 2025 wieder auf das Niveau von 2019 zurückkehrt und die Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt vor allem aufgrund der wachsenden Erträge ausserhalb des Fluggeschäfts eine höhere Profitabilität als vor der Krise ausweist.

Dank internationalem Drehkreuz die Schweiz gut an die Welt anbinden

Eine gute internationale Anbindung ist zentral für die Schweiz als stark vom Aussenhandel abhängiges Land. Gute Verbindungen zu den wichtigsten Zentren der Welt setzen einen Drehkreuzbetrieb voraus, welcher in Zürich erfolgreich durch die SWISS betrieben wird. Nebst einer hohen Qualität der Flughafeninfrastruktur sind dafür insbesondere wettbewerbsfähige Betriebszeiten und eine bei allen Wetterlagen stabile Spitzenkapazität entscheidende Faktoren, damit der Hub Carrier im internationalen Wettbewerb bestehen kann.

Ein wichtiges Element bildet hierfür die Verlängerung der Pisten 28 und 32. Im Berichtsjahr wurden im Zürcher Kantonsrat die Beratungen zu den Pistenverlängerungen aufgenommen. Mit der Verlängerung dieser beiden Pisten sollen die Sicherheitsmargen bei Starts und Landungen erhöht und mehr Verlässlichkeit im Flugbetrieb mit weniger Verspätungen am Abend erreicht werden. Der Kantonsrat wird voraussichtlich 2023 über das Projekt entscheiden, gefolgt von einer wahrscheinlichen Volksabstimmung.

Die grosse volkswirtschaftliche Bedeutung des Flughafens wurde durch eine in diesem Jahr aktualisierte Studie des unabhängigen Forschungsinstituts Infras bestätigt. Um den Einfluss der Pandemie bereinigt, beträgt die Wertschöpfung des Flughafens Zürich pro Jahr CHF 7 Milliarden. Rund 27’000 Personen sind direkt am Flughafen Zürich tätig. Der Circle trägt dabei ebenfalls massgeblich zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung der Region bei.

Wertschöpfung von CHF
7 Mia.
des Flughafens Zürich

Verschiedene Projekte tragen zur Weiterentwicklung des Flughafens Zürich bei

Grosse Infrastrukturprojekte erreichten im 2022 wichtige Etappenziele. Zu den grössten Bauvorhaben zählen die Erneuerung und Erweiterung der Gepäcksortieranlage (GSA), die Entwicklung der landseitigen Passagierflächen (ELP), die Pistensanierung 10/28 und der Architekturwettbewerb für das künftige Dock A mit Tower und Wurzel. Im Auslandgeschäft liegt der Fokus auf der Entwicklung des Flughafenprojektes Noida in Indien. Bis Ende 2024 soll die Phase 1 baulich abgeschlossen werden und der Flughafen seinen Betrieb starten. Bei all unseren Infrastrukturprojekten setzen wir konsequent auf nachhaltiges Bauen.

Nachhaltigkeit fest verankert in der Unternehmensstrategie

Der Weg zu einer nachhaltigen Luftfahrt führt über die Verringerung der CO2-Emissionen. Als Unternehmen sind wir bestrebt, an allen Standorten den Einsatz von fossilen Brenn- und Treibstoffen so weit wie möglich zu reduzieren und so den damit verbundenen Ausstoss von Treibhausgasen zu senken. In diesem Zusammenhang haben wir das bisherige Reduktionsziel, bis 2050 Netto-Null zu erreichen, im Berichtsjahr angepasst. Es ist neu unsere Ambition, bereits bis 2040 unsere eigenen Treibhausgase an all unseren Standorten ohne Kompensation auf Netto-Null zu reduzieren. Um dies zu erreichen, setzen wir einerseits beim Energiebedarf an, den wir mit Gebäudesanierungen und effizienten Neubauten sukzessive verringern. Andererseits ersetzen wir fossile Treibstoffe durch erneuerbare.

Netto-Null bis ins Jahr
2040
als Ambition

Einer der wichtigsten Hebel für eine zukunftsorientierte Luftfahrt ist die Nutzung von nachhaltigen Treibstoffen, welche einen deutlich tieferen CO2-Ausstoss zur Folge haben als herkömmliches Kerosin. Die Flughafen Zürich AG setzt sich dafür ein, dass Sustainable Aviation Fuels (SAF) in die Schweiz eingeführt werden und in Zürich verfügbar sind. Eine stetig ansteigende Beimischpflicht für SAF würde den Einsatz dieser Treibstoffe effektiv fördern und die CO2-Emissionen der Luftfahrt nachhaltig senken. Wir unterstützen eine entsprechende Regelung, wie sie der Bundesrat im neuen CO2-Gesetz in Anlehnung an eine entsprechende Lösung in der EU vorschlägt.

Ein weiterer Schritt für mehr Klimaschutz: Im Berichtsjahr hat der Flughafen Zürich die aktuell höchste Stufe des Airport Carbon Accreditation (ACA) erreicht. ACA ist das weltweit verbreitetste und anerkannte Programm des Internationalen Flughafenverbandes (ACI), welches die Fortschritte der Flughäfen in Bezug auf den Klimaschutz unterstützt und den jeweiligen Stand sichtbar macht. Unser Flughafen gehört damit weltweit zu den führenden zehn Prozent der für ihre Klimaschutzanstrengungen mit der höchsten Stufe akkreditierten Flughäfen. Die Flughäfen in Florianópolis, Vitória und Macaé wurden auf der ersten Stufe des ACA akkreditiert. Alle drei Flughäfen in Brasilien haben sich zudem bereits das Ziel gesetzt, im Jahr 2023 die Anforderungen der nächsthöheren Stufe zu erfüllen.

Wechsel an der Unternehmensspitze

Auf die kommende Generalversammlung hin erfolgen wichtige Wechsel an der Spitze des Unternehmens. Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung Josef Felder als künftigen Präsidenten des Verwaltungsrates vor, der damit Andreas Schmid ablöst, welcher dem Gremium die letzten 23 Jahre vorstand. Josef Felder war von 2000 bis 2008 CEO der Flughafen Zürich AG, nimmt seit 2017 Einsitz im Verwaltungsrat der Flughafen Zürich AG und übt seit über 15 Jahren in namhaften Verwaltungsräten Aufsichtsfunktionen aus. Er ist damit prädestiniert, den Verwaltungsrat unseres Unternehmens kompetent zu führen und einen nahtlosen Übergang sicherzustellen. Der Verwaltungsrat schlägt zudem der Generalversammlung Claudia Pletscher als neue Verwaltungsrätin vor. Claudia Pletscher (48) ist Unternehmerin und CEO von fineminds GmbH sowie Mitglied in verschiedenen Verwaltungsräten und Advisory Boards. Mit ihren Kompetenzen rund um Digitalisierung, Innovation und Transformation wird Claudia Pletscher den Verwaltungsrat der Flughafen Zürich AG ideal ergänzen. Ebenso steht ein Wechsel an bei der Vertretung des Kantons Zürich im Verwaltungsrat der Gesellschaft. Per Ende April 2023 ersetzt Beatrix Frey-Eigenmann Eveline Saupper als Verwaltungsrätin der Flughafen Zürich AG.

Zeitgleich erfolgt auch ein Wechsel in der operativen Unternehmensleitung. Nach 23 Jahren im Unternehmen, davon 15 Jahren in der Geschäftsleitung und acht Jahren als CEO, gibt Stephan Widrig den Führungsstab an Lukas Brosi weiter. Lukas Brosi trat 2009 ins Unternehmen ein und ist seit 2017 Finanzchef und Mitglied der Geschäftsleitung. In seiner bisherigen Funktion ist er in alle strategischen Vorhaben involviert und kann diese dadurch reibungslos weiterführen.

Wir sind überzeugt, dass mit diesen Erneuerungen an der Unternehmensspitze eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Gesellschaft gewährleistet ist und wünschen unseren Nachfolgern heute schon einen gelungenen Start, viel Freude und Erfolg in ihrer neuen Aufgabe.

Dank und Ausblick

Wir sind zuversichtlich, dass sich der Luftverkehr nach der Pandemie in den nächsten Jahren weiter erholen wird. Gesellschaft und Wirtschaft sind eng vernetzt und müssen globale Herausforderungen gemeinsam meistern. Auch deshalb ist das Bedürfnis nach weltweiter Mobilität und Anbindung gross. Die Welt ist zu einer Einheit zusammengewachsen, auch dank neuer Technologien. Es braucht den Luftverkehr, um Menschen und Güter auf effiziente Weise global zusammen zu bringen. Als Flughafenbetreiberin leisten wir einen wichtigen Beitrag dazu, indem wir unsere Standorte weitsichtig und nachhaltig weiterentwickeln, insbesondere auch für künftige Generationen. Dieses Jahr werden wir das 75-Jahr-Jubiläum unseres Flughafens Zürich feiern. Dabei wollen wir zurückblicken auf die Anfänge des Flughafens Zürich, in der Gegenwart innehalten und voller Elan und Vertrauen nach vorne blicken.

Ihnen, geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre, danken wir herzlich für die langjährige Treue und ihr Vertrauen. Wir bedanken uns auch bei allen Partnerunternehmen, den vielen weiteren unterstützenden Gesellschaften und Personen und besonders bei unseren Mitarbeitenden für den unermüdlichen Einsatz und ihre Loyalität. Ab nächstem Jahr werden Sie an dieser Stelle der neue Verwaltungsratspräsident und CEO begrüssen. Es war uns eine Freude und Ehre zugleich, dem einmaligen Unternehmen Flughafen Zürich über so viele Jahre dienen und dessen positive Entwicklung mitgestalten zu dürfen.

Andreas Schmid
Präsident des Verwaltungsrats

Stephan Widrig
Vorsitzender der Geschäftsleitung