Finanzkommentar

Aufgrund der Pandemie erlitt der Flughafen Zürich einen historischen Verkehrseinbruch: 2020 flogen 8.3 Mio. Passagiere über den Flughafen Zürich, was einem Rückgang von 73.5 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im gleichen Zeitraum erwirtschaftete die Flughafen Zürich AG 48.4 % tiefere Erträge in der Höhe von CHF 624.0 Mio. Der Konzernverlust für das abgeschlossene Geschäftsjahr betrug CHF 69.1 Mio.

erträge

Die Aviation-Erträge brachen im abgelaufenen Geschäftsjahr aufgrund des Passagierrückgangs von CHF 661.5 Mio. auf CHF 221.7 Mio. (–66.5 %) ein.

Die Flugbetriebsgebühren nahmen dabei um CHF 394.0 Mio. beziehungsweise –67.4 % auf CHF 190.5 Mio. ab. Das Total der Aviation-Entgelte sowie der übrigen Aviation-Erträge verringerte sich insgesamt um CHF 45.7 Mio. beziehungsweise –59.4 % auf CHF 31.2 Mio.

Dass die aviatischen Erträge im Vergleich zum Passagierrückgang weniger stark zurückgegangen sind, liegt daran, dass nicht alle Gebühren vom Passagiervolumen abhängig sind. So bestimmt beispielsweise die Anzahl Flugbewegungen die Landegebühren.

Die Non-Aviation-Erträge nahmen um insgesamt CHF 146.3 Mio. beziehungsweise 26.7 % auf CHF 402.3 Mio. ab.

Das Total der Kommerz- und Parkingerträge verringerte sich im Vorjahresvergleich um CHF 82.9 Mio. auf insgesamt CHF 169.8 Mio. (–32.8 %). Bei den Kommerzerträgen wurde während der Zeit des rund zweimonatigen, behördlich verfügten Lockdowns im Frühling sowie erneut für einige Tage im Dezember 2020 keine Miete verrechnet. Für die Phase nach dem Lockdown wurden zudem weitere Mietkonzessionen mit den betroffenen Kommerzpartnern besprochen und mit einem Grossteil der Mieter konnten Lösungen gefunden werden. Mietkonzessionen wurden in Übereinstimmung mit IFRS 16 aktiviert und werden über die Laufzeit der entsprechenden Verträge amortisiert.

Während die Kommerz- und Parkingerträge erheblich unter der Krise litten, konnten die Erträge aus der Liegenschaftsbewirtschaftung ein Plus von 12.5 % auf CHF 140.9 Mio. verzeichnen. Dieser Anstieg ist im Wesentlichen auf den Ende 2019 abgewickelten Kauf von insgesamt 36 Gebäuden und Grundstücken der Priora Suisse AG zurückzuführen, aber auch erste Mieteinnahmen beim Circle tragen zur positiven Entwicklung bei. Besonders in der Krise zeigt sich, dass sich die zunehmende Bedeutung des Immobiliengeschäfts stabilisierend auf die Gesamterträge auswirkt.

Die Erträge aus Dienstleistungen verringerten sich auf CHF 28.2 Mio. (Vorjahr: CHF 44.1 Mio.). Die Abnahme bei den Erträgen aus dem internationalen Flughafengeschäft auf CHF 63.4 Mio. begründet sich insbesondere mit geringeren Erträgen aus Bauvorhaben («Concession Accounting»), was mit der verminderten Investitionstätigkeit korreliert. Erstmals Erträge resultierten aus den Anfang 2020 übernommenen brasilianischen Flughäfen in Vitòria und Macaé.

betriebskosten

Die Betriebskosten nahmen im Vorjahresvergleich um 24.7 % auf CHF 428.0 Mio. ab. Dabei wurde die Kostenbasis im Vorjahr insbesondere durch den Ausbau der Infrastruktur in Florianópolis mit CHF 83.4 Mio. belastet. Nach Bereinigung der Aufwendungen aus Bauvorhaben ist eine Reduktion der Betriebskosten um insgesamt CHF 84.0 Mio. oder 17.3 % zu verzeichnen. Am Standort Zürich nahmen die Betriebskosten um 17.9 % ab.

Der Personalaufwand verringerte sich im Berichtsjahr aufgrund des tieferen Personalbestands und Kurzarbeitsentschädigungen um CHF 37.0 Mio. auf CHF 179.3 Mio. (–17.1 %). Die Abnahme bei den Kosten für Polizei und Sicherheit um CHF 28.3 Mio. (–23.1 %) ist überwiegend auf weniger bestellte Einsatzstunden zurückzuführen. Sämtliche anderen Kostenblöcke konnten ebenfalls reduziert werden. Bedingt durch die temporären Schliessungen einzelner Bereiche der Infrastruktur fielen tiefere Unterhalts- sowie Wartungsarbeiten an, verbunden mit einem geringeren Energieverbrauch.

betriebs- und konzernergebnis

Als Infrastrukturunternehmen verfügt die Flughafen Zürich AG über einen hohen Fixkostenanteil. Entsprechend sind trotz grosser Bemühungen Kostenreduktionen im Umfang der Ertragsrückgänge nicht möglich.

Das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) nahm um CHF 445.8 Mio. auf CHF 196.0 Mio. ab (–69.5 %).

Die Abschreibungen und Amortisationen lagen infolge zusätzlicher Abschreibungen für die erworbenen Objekte von der Priora Suisse AG sowie erster verbuchter Abschreibungen beim Circle mit total CHF 252.6 Mio. über dem Vorjahreswert von CHF 238.7 Mio.

Während das Finanzergebnis am Standort Zürich praktisch unverändert war, erhöhten sich die Zinszahlungen bei den ausländischen Tochtergesellschaften. Weiter ist im Finanzaufwand im Berichtsjahr eine Wertberichtigung in der Höhe von CHF –3.8 Mio. auf einer Finanzbeteiligung am Flughafen Curaçao enthalten. Insgesamt verschlechterte sich das Finanzergebnis gegenüber dem Vorjahr um CHF 10.8 Mio. und beträgt CHF –24.8 Mio. Das Ergebnis aus assoziierten Gesellschaften in der Höhe von CHF –3.1 Mio. (Vorjahr: CHF –2.5 Mio.) entspricht dem Ergebnisanteil an der Betreibergesellschaft des Flughafens in Belo Horizonte.

Der Konzernverlust für das abgeschlossene Geschäftsjahr betrug CHF 69.1 Mio.

investitionen

Insgesamt hat die Flughafen Zürich AG im Berichtsjahr CHF 398.5 Mio. (Vorjahr: CHF 773.2 Mio.) in Sachanlagen, Projekte in Arbeit sowie Flughafenbetreiberprojekte investiert, davon CHF 367.6 Mio. am Standort Zürich (Vorjahr: CHF 537.9 Mio.). In den Vorjahreswerten ist die Übernahme von Gebäuden und Grundstücken von Priora Suisse AG enthalten.

Das grösste Einzelprojekt am Standort Zürich stellt dabei wiederum die anteilsmässige Investition in den Circle mit CHF 135.5 Mio. (Vorjahr: CHF 105.0 Mio.) dar. Weitere wesentliche Investitionsprojekte waren die Erneuerung und Erweiterung der Gepäcksortieranlage, die Erweiterung der landseitigen Passagierflächen sowie die Sanierung des Werkhofareals.

Vermögens- und Finanzlage

Das investierte Kapital belief sich per Ende 2020 auf CHF 4.3 Mrd. und die entsprechende Kapitalverzinsung (Return on Invested Capital – ROIC) betrug –1.1 % (Vorjahr: 8.8 %). Das Eigenkapital belief sich per Bilanzstichtag auf CHF 2.3 Mrd., was einer nach wie vor soliden Eigenkapitalquote von 46.1 % (Vorjahr: 53.8 %) entsprach. Die Nettofinanzschulden nahmen aufgrund von Verlusten, Investitionen in Sachanlagen, laufenden Projekten und internationalen Beteiligungen zu und betrugen CHF 980.3 Mio. (Vorjahr: CHF 728.6 Mio.).

Ausgehend vom operativen Cashflow in Höhe von CHF 147.3 Mio. und von den Investitionen in Sachanlagen, Projekte in Arbeit sowie Flughafenbetreiberprojekte von insgesamt CHF 398.5 Mio. resultierte für das Berichtsjahr ein Free Cashflow von CHF –251.2 Mio. (Vorjahr: CHF –261.5 Mio.).

Liquidität

Bereits vor dem Ausbruch der Pandemie in Europa konnte sich die Flughafen Zürich AG Ende Februar 2020 erfolgreich mit einer 15-jährigen Anleihe über CHF 400 Mio. (Coupon 0.2 %) am Schweizer Kapitalmarkt refinanzieren.

Eine weitere Platzierung einer vierjährigen Anleihe über CHF 300 Mio. (Coupon 0.7 %) folgte im Mai 2020, um unter anderem die fällig werdende Anleihe über CHF 300 Mio. Anfang Juli zu refinanzieren. Das positive Marktumfeld im Dezember 2020 erlaubte, eine weitere Anleihe über CHF 200 Mio. (Coupon 0.1 %) für sieben Jahre zu platzieren, um zusätzliche Liquiditätsreserven zu bilden. Anfang 2021 sind zudem die Kreditlinien vorsorglich auf total CHF 300 Mio. erhöht worden (Erhöhungsoption).

Kreditrating

Nachdem Standard & Poorʼs Ende März 2020 das Rating der Flughafen Zürich AG von AA– auf CreditWatch gesetzt hatte, folgte Mitte Juli 2020 die Rückstufung auf A+ mit negativem Ausblick. Gleichzeitig stuft die unabhängige Schweizer Ratingagentur fedafin AG die Bonität der Flughafen Zürich AG weiterhin mit Aa– ein.

Ausblick

Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr ist nach wie vor mit grossen Unsicherheiten verbunden und das Passagiervolumen im Jahr 2021 wird hauptsächlich vom Zeitpunkt der Wiederaufnahme der internationalen Reisetätigkeit abhängen. Die Flughafen Zürich AG sieht sich für die Erholung gut positioniert: Ein vorteilhafter Passagiermix mit einem hohen Anteil an Europa- und Freizeitreisenden sowie eine robuste Volkswirtschaft in der Schweiz schaffen günstige Voraussetzungen.

Nebst den Aviation-Erträgen werden auch die Kommerzerträge für das Jahr 2021 weiterhin unter Druck bleiben. Die Immobilienerträge, die sich in der Krise als äusserst stabil erwiesen, dürften sich dank zusätzlichen Erträgen vom Circle im Jahr 2021 leicht positiv entwickeln. Bei den Erträgen aus der internationalen Geschäftstätigkeit wird eine raschere Erholung erwartet, da diese stärker vom Inlandverkehr in den jeweiligen Märkten abhängen und sich dadurch schneller erholen.

Die Flughafen Zürich AG hat umfangreiche Massnahmen auf der Kosten- und Investitionsseite getroffen. Die operativen Kosten – exklusive Aufwendungen aus Bauvorhaben – wurden im abgelaufenen Jahr deutlich gesenkt. Es wird damit gerechnet, dass rund die Hälfte dieser Reduktionen auch während der Erholungsphase eingespart werden können. Um wieder in die Gewinnzone zurückzukehren und gleichzeitig auch wieder einen positiven Free Cashflow zu erwirtschaften, sind rund 50 % des Passagieraufkommens von 2019 notwendig.

Die Investitionen am Standort Zürich werden dieses Jahr rund CHF 200–220 Mio. betragen. Bei den Tochtergesellschaften im Ausland fällt vor allem das Projekt in Noida, Indien, ins Gewicht. Falls der Baustart plangemäss in diesem Jahr erfolgt, kommen maximal weitere rund CHF 100 Mio. Investitionen dazu.