Brief an die Aktionärinnen und Aktionäre

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrte Damen und Herren

Das vergangene Jahr hat eindrucksvoll gezeigt, wie entscheidend die enge Zusammenarbeit und das grosse Engagement aller Flughafenpartner für einen stabilen und qualitativ hochwertigen Betrieb sind. Selbst während der punktuellen Spitzenbelastungen im Sommerbetrieb sowie rund um die Herbstferien ist es uns gemeinsam gelungen, die betrieblichen Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig die Qualität hochzuhalten. Wir konnten unseren Passagierinnen und Passagieren eine zuverlässige und qualitativ hochwertige Reiseerfahrung bieten. Dies bestätigen nicht zuletzt die diversen Auszeichnungen, die unser Flughafen in diesem Jahr wieder erhalten hat. Dabei hatten und haben wir mit diversen externen Einflüssen zu kämpfen: von Engpässen in der europäischen Flugsicherung, einer angespannten geopolitischen Lage bis hin zu vermehrt auftretenden Wetterereignissen mit Einfluss auf den Flugbetrieb, wie zum Beispiel Bise.

GRI 2-22

Verschiedene Bauprojekte am Flughafen erforderten betriebliche Anpassungen und eine hohe Flexibilität von Partnerunternehmen und Passagieren. Die Verspätungssituation war im vergangenen Jahr besonders in den Sommermonaten unbefriedigend. Die gemeinsam mit unseren Partnern umgesetzten Massnahmen haben insbesondere ab Herbst Wirkung gezeigt. Die Situation bleibt jedoch weiterhin herausfordernd, denn die Massnahmen mit einer grösseren Hebelwirkung – zum Beispiel die Anpassung der Flugrouten – stecken seit Jahren in rechtlichen Verfahren fest. Die Pistenverlängerungen, welche neben der Sicherheit auch die Pünktlichkeit verbessern, haben mit der Zustimmung des Stimmvolks im Berichtsjahr eine wichtige Hürde genommen. Bis zur Realisierung sind ebenfalls jahrelange Verfahren nötig.

Positive Entwicklung der Passagierzahlen und herausfordernder Flugbetrieb

Die Reiselust ist ungebrochen. Im Jahr 2024 erreichten die Passagierzahlen weitgehend das Niveau vor der Pandemie bei gleichzeitig geringerer Anzahl an Flugbewegungen. Dies verdeutlicht, dass die Auslastung der Flugzeuge gestiegen ist und vermehrt grössere Maschinen eingesetzt werden. Im Mai wurde das Passagieraufkommen des Vorkrisenniveaus auf Monatsbasis erstmals übertroffen. Das steigende Verkehrsaufkommen führte dabei zu neuen Höchstwerten beim Ertrag, Betriebs- und Konzernergebnis.

Wir sind stolz darauf, zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten zu haben, die unsere Qualität und Innovationsfähigkeit unterstreichen. So wurden wir im vergangenen Jahr erneut zum besten Flughafen Europas in seiner Kategorie gekürt. Erstmals wurde ausserdem unsere Website als beste Flughafen-Website weltweit ausgezeichnet. Diese Erfolge motivieren uns, weiterhin in Exzellenz und zukunftsfähige Technologien zu investieren. Mit jeder internationalen Auszeichnung stärken wir auch unsere Wettbewerbsposition in der globalen Luftfahrt.

Als Flughafen Zürich operieren wir in einem immer dichter besiedelten und attraktiven Wohn- und Arbeitsgebiet. Entsprechend sind die Akzeptanz und das Vertrauen der Bevölkerung im Kanton Zürich und darüber hinaus von grosser Bedeutung. Mit dem deutlichen «Ja» zu den Pistenverlängerungen im vergangenen Jahr hat die Bevölkerung nicht nur dieser wichtigen Verbesserung der Sicherheit zugestimmt, sondern auch dem Flughafen ihr Vertrauen ausgesprochen und die Bedeutung des Flughafens Zürich als wichtigen Verkehrsknotenpunkt und Wirtschaftsmotor bestätigt. Der Druck auf den Flughafen bleibt jedoch weiterhin hoch: Fluglärmorganisationen versuchen mit der sogenannten Flughafen-Nachtruhe-Initiative die Betriebszeiten des Flughafens weiter zu verkürzen. Wie Rechtsgutachten belegen, verstösst die Initiative in mehrfacher Hinsicht gegen übergeordnetes Bundesrecht und wird auf Basis der Rechtsgutachten als ungültig beurteilt. Mangels Regelungskompetenz des Kantons macht sie damit falsche Versprechen an die Bevölkerung. Unabhängig von der Gültigkeitsfrage hätten die Einschränkungen, wie sie die Initiative fordert, massive Auswirkungen auf die internationale Anbindung und auf den Wirtschaftsstandort Schweiz. Der Flughafen Zürich operiert von 06:00 bis 23:30 Uhr inklusive Zeitfenster für den Verspätungsabbau von 23:00 bis 23:30 Uhr. Dies ist bereits heute die kürzeste Betriebszeit vergleichbarer Flughäfen in Europa. Eine weitere Einschränkung der Betriebszeiten würde die Erreichbarkeit und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz erheblich beeinträchtigen, da unter anderem wichtige Langstreckendestinationen nicht mehr bedient werden könnten. Im Dialog mit den politischen Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit zeigen wir die Anforderungen an eine gute internationale Erreichbarkeit der Schweiz auf und unterstreichen gleichzeitig unsere Massnahmen für eine höhere Pünktlichkeit und damit für mehr Nachtruhe.

Ein Meilenstein im vergangenen Jahr war ausserdem die Einführung des Roll-Over-Mechanismus für die Flughafengebühren, welcher im Rahmen der Teilrevision der Verordnung über die Flughafengebühren verabschiedet wurde. Diese regulatorischen Anpassungen erhöhen die Aussichten auf ein einvernehmliches Verhandlungsergebnis und sorgen für eine langfristige Planungssicherheit für alle betroffenen Partner.

Kommerzielle Zentren und Immobiliengeschäft entwickeln sich erfreulich

Auch das Retail- und Gastrogeschäft entwickelte sich – trotz vereinzelter Einschränkungen aufgrund von Bauprojekten – durchwegs positiv. Die Umsatzsteigerung bestätigt den attraktiven Angebotsmix und die hohe Qualität unseres Standorts. Darüber hinaus sind Kooperationen mit neuen Marken wie Zegna erfolgreich angelaufen. Auch die konsequente Ausrichtung des Circle als Standort für Business und Dienstleistungen bewährt sich. Das Immobiliengeschäft über den gesamten Flughafenperimeter hinweg trägt weiterhin wesentlich zum Gesamterfolg unseres Unternehmens bei. Die Erweiterung und Modernisierung unserer Immobilien ermöglichen uns neben stabilen Einnahmen auch eine langfristige Wertsteigerung des Portfolios.

Internationales Wachstum

Unsere internationalen Beteiligungen haben auch im vergangenen Jahr einen wichtigen Beitrag zum Gesamterfolg des Unternehmens geleistet und gewinnen weiter an Bedeutung. Besonders hervorzuheben ist dabei das Projekt in Noida, dessen Inbetriebnahme im Jahr 2025 geplant ist. Der Bau dieses Flughafens für den Grossraum Delhi ist ein eindrücklicher Beleg dafür, wie unser internationales Geschäft langfristig zur Wertsteigerung beiträgt. Die Nachfrage nach Flugreisen in unseren Fokusmärkten entwickelt sich überdurchschnittlich und bietet eine stabile Basis für weiteres Wachstum. Unser Engagement im Ausland trägt zu einem diversifizierten Geschäftsmodell bei und stärkt damit unser Unternehmen.

Nachhaltigkeit als Basis

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit war auch im vergangenen Jahr das Engagement für einen nachhaltigen Flughafenbetrieb. Mit dem grössten Flughafen der Schweiz tragen wir als Flughafenbetreiberin eine besondere Verantwortung. Unser Ziel, netto null der eigenen Treibhausgasemissionen bis 2040 ohne Kompensationen zu erreichen, verfolgen wir mit einem definierten Absenkplan. Dieser basiert auf den Pfeilern «Reduktion des Energieverbrauchs in Gebäuden», «Ausbau der Stromproduktion über Photovoltaikanlagen», «Umstellung auf Elektromobilität» sowie «Energieversorgung mittels erneuerbarer Quellen». Letzteres wird unter anderem über das Pionierprojekt «Rinne» vorangetrieben, bei welchem die Nutzung einer unterirdischen geologischen Rinne als Wärme- und Kältespeicher geprüft wird.

Investitionen in die Zukunft

Unser Fokus auf Innovation und Effizienz zeigt sich auch im Aufbau des ZRH Innovation Hub. Wir haben damit im letzten Jahr eine Plattform für die Entwicklung neuer Ideen geschaffen. Der Innovation Hub dient als Think-Tank und als Ort der Zusammenarbeit mit unseren Partnern, mit Start-ups und Forschungseinrichtungen. Er ist ein klares Bekenntnis für einen Flughafen, der sich proaktiv den zukünftigen Herausforderungen stellt.

Neben infrastrukturellen und technologischen Fortschritten, wie der Nutzung von künstlicher Intelligenz, braucht es für unsere Zukunftsfähigkeit aber auch kompetente und zufriedene Mitarbeitende. Daher haben wir im letzten Jahr verschiedene Massnahmen eingeführt, um die Arbeitgeberattraktivität insbesondere im Schichtbetrieb weiter zu verbessern. Zudem haben wir ein wegweisendes Leadership-Programm konzipiert, um die Kompetenzen aller unserer Teams weiterzuentwickeln und Resilienz aufzubauen. Die kontinuierliche Befähigung und Weiterbildung unserer Mitarbeitenden ist ein zentraler Bestandteil unserer Strategie, um den Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu begegnen.

Herausfordernde Weiterentwicklung des Flughafens

Neben der geopolitischen Lage und Wetterphänomenen fordern uns grosse Infrastrukturprojekte wie die Erneuerung der Gepäcksortieranlage oder die Entwicklung der landseitigen Passagierflächen. Beide Projekte müssen während des laufenden Betriebs realisiert werden und setzen ein hohes Mass an Engagement von unseren Mitarbeitenden und allen Flughafenpartnern voraus. Gleiches gilt für den Ersatzbau für das Dock A und die gesamte Entwicklung des Flughafenkopfs. Diese Investitionen sind notwendig, um auch in Zukunft unsere Position als attraktiver, zuverlässiger und qualitativ hochstehender internationaler Flughafen zu sichern.

Die Ausweitung des Streckennetzes und die Ansiedlung neuer Airlines im vergangenen Jahr sind Beleg dafür, dass der Flughafen Zürich weiterhin als attraktiver Flughafen geschätzt wird. Unser Ziel bleibt es, die Qualität hochzuhalten und die Pünktlichkeit kontinuierlich zu verbessern. Wir setzen dabei auf die Zusammenarbeit mit unseren Partnern und auf einen vertrauensvollen Dialog mit allen Anspruchsgruppen.

Schärfung der strategischen Leitplanken

Wir haben im vergangenen Jahr unsere strategischen Leitlinien weiter geschärft. Dabei wurde das Geschäftsmodell im Grundsatz bestätigt und die fünf Zieldimensionen «Geschäftsentwicklung», «Wirtschaftlichkeit», «Innovation & Effizienz», «Qualität & Kundenerlebnis» und «ESG» als massgebend festgelegt. Durch die Definition messbarer Leistungsindikatoren entlang dieser Dimensionen können wir die Steuerung des Unternehmens weiter verbessern und unsere Prioritäten konsequenter festlegen. Wir sind überzeugt, dass diese strategische Schärfung unseren Unternehmenserfolg auch künftig sichert, unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter stärkt und einen positiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten kann.

Wechsel im Verwaltungsrat

Im Verwaltungsrat der Flughafen Zürich AG wird Vincent Albers, Delegierter des Kantons, sein Amt nach zehn Jahren abgeben. Das Unternehmen dankt Vincent Albers für sein grosses Engagement. Als Vertreter des Kantons wird Dr. Beat Schwab sein Amt per 1. Mai 2025 als Mitglied des Verwaltungsrats antreten. Beat Schwab wird der Generalversammlung als Mitglied des Nomination & Compensation Committee zur Wahl vorgeschlagen. Er verfügt über langjährige Erfahrung in der operativen und strategischen Führung.

Dank und Ausblick

2024 war ein Jahr mit Herausforderungen und vielen positiven Entwicklungen. Unsere Mitarbeitenden standen im Zentrum dieser Erfolge. Ihr Engagement und ihre Kompetenz haben massgeblich dazu beigetragen, dass wir gemeinsam so viel erreichen konnten. Dafür gebührt ihnen ein grosser Dank und Anerkennung.

Abschliessend danken wir Ihnen, geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre, für das entgegengebrachte Vertrauen. Lassen Sie uns den eingeschlagenen Weg auch 2025 gemeinsam weitergehen.

Josef Felder
Präsident des Verwaltungsrats

Lukas Brosi
Vorsitzender der Geschäftsleitung