Biodiversität

Naturflächen sind im Siedlungsgebiet unter Druck. Die ausgedehnten Grünflächen auf Flughäfen leisten einen Beitrag zur Vielfalt von Lebensräumen und Arten. Wo ökologisch wertvolle Flächen beansprucht werden, leistet die Flughafen Zürich AG Ersatz.

Relevanz

Biodiversität bedeutet Vielfalt von Arten und Lebensräumen und ist eines der Fokusthemen im Bereich Umweltschutz am Standort Zürich. Die Flughafen Zürich Gruppe trägt an all ihren Standorten eine Verantwortung für den Erhalt der vorhandenen Lebensräume und der dortigen Biodiversität. Aufgrund der unterschiedlichen Standortbedingungen gestalten sich die Ausgangslage und die Prioritäten von Standort zu Standort unterschiedlich. Allen gemeinsam ist die Absicht, die Flughäfen mit so wenig negativen Auswirkungen auf Fauna und Flora wie möglich zu betreiben und gleichzeitig Projekte zur Förderung der ökologischen Vielfalt umzusetzen. An allen Standorten besteht zudem die gesetzliche Pflicht, unvermeidliche Eingriffe in die Biosphäre anderweitig zu kompensieren.

Internationale Vorschriften, die den Sicherheits- und Betriebsaspekten an Flughäfen Rechnung tragen, verlangen oder empfehlen bestimmte Pflege- und Unterhaltsmassnahmen auf Grünflächen innerhalb des Flughafenareals. Diese bilden für die Flughafen Zürich Gruppe, zusammen mit den Anforderungen des Naturschutzes in den lokalen Gesetzgebungen, die Rahmenbedingungen für die Bewirtschaftung der Grünflächen.

Am Standort Zürich wurde der Flughafen ursprünglich mitten in ein Riedgebiet gebaut, weswegen der Flughafenperimeter bis heute ausgedehnte Gebiete mit besonders hohem ökologischem Wert beinhaltet. Von 953 Hektar Fläche, die der SIL-Perimeter (Perimeter des Sachplan Infrastruktur Luftfahrt, Objektblatt Zürich) insgesamt umfasst, besteht rund die Hälfte aus Grünflächen. Ein Mosaik von unterschiedlichen Lebensräumen bietet seltenen Tier- und Pflanzenarten einen Rückzugsort, der dank des Flughafenzauns vor Störungen weitgehend geschützt ist. Total 74 Hektar sind Naturflächen mit Schutzstatus, darunter auch Flachmoorflächen von nationaler Bedeutung. Die im Flughafenperimeter vorhandenen Lebensräume, die im Schweizer Mittelland in Art und Qualität ansonsten selten geworden sind, gilt es zu erhalten.

Auch die Flughäfen in Brasilien befinden sich angrenzend an sensible Ökosysteme, seien es Küsten (Florianópolis, Vitória, Macaé) oder Regenwald (Natal), die es zu erhalten gilt. In Noida, Indien, wurden für den Bau des neuen Flughafens Naturflächen beansprucht, welche geschützte Arten beheimaten. In Chile liegt an beiden Standorten das Flughafenareal und damit dessen Entwicklung und Unterhalt in den Händen der Behörden.

Ansatz

Am Standort Zürich trifft die Flughafen Zürich AG alle notwendigen Vorkehrungen, um den ökologischen Wert der geschützten Flächen innerhalb des Flughafenperimeters zu erhalten und deren durch die Behörden festgelegten Schutzziele zu erfüllen. Flachmoorflächen mit unterschiedlichen Lebensräumen sowie Wälder zählen dazu. Mit der Bewirtschaftung grosser Teile des übrigen Flughafengeländes als Langgraswiesen können Flugbetriebsinteressen und Interessen des Naturschutzes gleichzeitig erfüllt werden (siehe Abschnitt Vogelschlag).

Sollen Grünflächen überbaut werden, so wird deren ökologischer Wert durch anerkannte Methoden bewertet und die Flughafen Zürich AG sorgt anschliessend im Rahmen des betroffenen Bauprojekts andernorts für angemessenen Ersatz. Dabei verfolgt sie den Ansatz, möglichst hochwertige, standortgerechte Lebensräume zu realisieren, die unter anderem vom Bund als prioritär angesehen werden.

Das grösste derartige anstehende Projekt ist die Aufwertung der Glatt, des Flusses im Westen des Flughafens, mit welchem die Flughafen Zürich AG Ersatz für mehrere Bauprojekte leistet. Die Bauarbeiten an der Glatt werden ab 2025 in Angriff genommen und voraussichtlich 2027 fertiggestellt.

Im Berichtsjahr hat die Flughafen Zürich AG am Standort Zürich weitere Massnahmen ergriffen, um die Arten- und Lebensraumvielfalt innerhalb des Flughafenperimeters zu erhöhen. So wird beispielsweise mit gezielten Massnahmen die Zauneidechse an geeigneten Standorten im Flughafenpark, der via Circle zugänglich ist, gefördert.

Der Erhalt der Biodiversität und des ökologischen Wertes der Grünflächen an den Flughäfen ist auch in Brasilien ein wichtiges Thema. Und auch in Indien, wo in Noida der im Bau befindliche Flughafen ebenfalls grosse Grünflächen umfasst, wurde im Berichtsjahr am Konzept für den Erhalt der Naturwerte rund um den Flughafen gearbeitet. Die Hirschziegenantilope und der Saruskranich wurden als Leitarten definiert, auf welche sich die Schutzbemühungen für die Lebensräume fokussieren. Das umfassende Monitoring, das die Aspekte Boden, Trinkwasser, Abwasser, Luftqualität und Lärm abdeckt, hält in monatlichen Berichten die Auswirkungen auf die genannten Themen fest, damit gegebenenfalls rasch Massnahmen ergriffen werden können. Besondere Aufmerksamkeit erhielt während den Bauarbeiten der Erhalt des wertvollen Oberbodens, der mit zahlreichen Massnahmen geschützt wurde.

Vogelschlag

Der Flughafen Zürich ist mit seinen Wäldern, Gewässern und grossen Freiflächen ein Anziehungspunkt für viele Vogelarten. Insbesondere grosse Vögel und Schwarmvögel können jedoch ein Sicherheitsrisiko für Flugzeuge darstellen. Kollisionen von Vögeln mit Flugzeugen (sogenannter Vogelschlag) können schwerwiegende Folgen haben und sind deshalb unbedingt zu vermeiden. Dies gilt auch für die Standorte in Brasilien, Chile und Indien.

Am Standort Zürich werden verschiedene Massnahmen ergriffen, um das Flughafengelände für die Vögel, die für die Sicherheit besonders gefährlich werden, weniger attraktiv zu machen und somit möglichen Kollisionen vorzubeugen. Die Bewirtschaftung der meisten offenen Flächen als extensiv genutzte Langgraswiesen ist eine davon, die auch an den Standorten in Brasilien angewandt wird. Das dient sowohl dem ökologischen Wert als auch der Vogelschlagprävention, denn hohes Gras erschwert den Greifvögeln das Erspähen von Beutetieren am Boden. Gleichzeitig können sich auch Schwarmvögel weniger gut niederlassen. Massgeschneiderte Massnahmen verkleinern zusätzlich das Nahrungsangebot vor Ort. Zum Beispiel werden Wiesel speziell gefördert, weil sie als Beutegreifer die Greifvögel bei der Jagd nach Mäusen konkurrenzieren. In Brasilien werden an den Standorten Florianópolis und Vitória Falken eingesetzt, um Einzelvögel schonend zu vergrämen.