Geschäftsentwicklung

Flugbetrieb am Standort Zürich

Verkehrsentwicklung und Flugplan

Die zurückgekehrte Reisefreude zeigte sich deutlich bei den Passagierzahlen, die praktisch wieder das Vorkrisenniveau erreicht haben. Während der Sommer- und Herbstferien wurden teils über 100’000 Reisende pro Tag gezählt, der Spitzentag am 8. Oktober mit 110’148 Passagieren setzte einen neuen Tagesrekord seit der Corona-Pandemie. Zum Vergleich: Der Allzeit-Passagierrekord vom 28. Juli 2019 betrug 114’872 Reisende.

Im Berichtsjahr sind insgesamt 28.9 Millionen Passagiere über den Flughafen Zürich geflogen, was einem Stand von 91.7 % gegenüber 2019 entspricht. Gesamthaft wurden 247’456 Flugbewegungen verzeichnet, entsprechend 89.9 % von 2019.

Mit Blick auf die angeflogenen Destinationen verzeichneten im Jahr 2023 interkontinentale Ziele den höchsten prozentualen Nachfrageanstieg bei den Passagierzahlen. Auch im Kontinentalverkehr stieg das Passagieraufkommen weiter an. Im vergangenen Jahr wurden nicht nur Frequenzen erhöht, sondern auch zusätzliche Direktverbindungen wieder oder neu aufgenommen. Unter anderem fliegt der Hub-Carrier SWISS seit dem Sommerflugplan 2023 wieder nach Shanghai, Cathay Pacific bedient Hong Kong wieder mehrmals wöchentlich, Korean Air bedient Seoul mit saisonalen Direktflügen und Edelweiss verbindet den Flughafen Zürich neu mit Bogotá und Cartagena.

Flugbetrieb und Auszeichnungen

Die unerwartet schnelle Nachfrageerholung in Kombination mit der vergleichsweise zeitintensiven Rekrutierung und Schulung von neuem Personal bei den Flughafenpartnern stellte den Betrieb insbesondere an Spitzentagen im Frühjahr und Sommer vor grosse Herausforderungen. In Zusammenarbeit mit den involvierten Flughafenpartnern konnten Massnahmen getroffen werden, deren positive Wirkung sich beim hohen Passagieraufkommen im Laufe des Jahres zeigte.

Im Herbst wurde ausserdem die Ausschreibung für neue Computertomographie-Scanner (CT-Scanner) abgeschlossen. Die Tests im Jahr 2024 und die anschliessende sukzessive Einführung dieser Geräte sind eine wichtige Massnahme, um den Komfort der Passagiere bei den Sicherheitskontrollen weiter zu erhöhen.

Personalengpässe bei der europäischen Flugsicherung und Streiks im Ausland sowie herausfordernde Wettersituationen führten im vergangenen Jahr zusätzlich zu einer unbefriedigenden Verspätungssituation. Gemeinsam mit Flughafenpartnern wurde intensiv an Massnahmen zur Entschärfung der Verspätungssituation gearbeitet.

Eine wichtige Massnahme, um den Betrieb zu stabilisieren, sicherer und pünktlicher zu machen, sind die Pistenverlängerungen, denen das Zürcher Stimmvolk Anfang März des laufenden Jahres zugestimmt hat. Die Bevölkerung hat somit dem Flughafen Zürich einmal mehr das Vertrauen bestätigt.

Trotz der herausfordernden Situation im Zusammenhang mit dem hohen Passagieraufkommen wurde der Flughafen Zürich auch im Jahr 2023 mehrfach als bester Flughafen Europas ausgezeichnet: Zum 7. Mal mit dem Airport Service Quality (ASQ) Award sowie zum 20. Mal mit dem World Travel Award.

Neue Angebote und Veränderungen bei Passagierprozessen

Im November 2023 führte das Unternehmen mit ZRH Comfort eine neue Dienstleistung für alle Passagiere ein – unabhängig von Airline und Reiseklasse. Damit können Flugreisende Zugang zu einem separaten und bedienten Aufenthaltsbereich im Airside Center buchen und die Priority Lane an der Sicherheitskontrolle nutzen. Seit Dezember stehen Reisenden im Dock A zudem drei neue Arbeits- und Relax-Zonen zur Verfügung.

Mit Beginn des Winterflugplans 2023/24 startete der altersbedingte Ersatz der Gepäckförderanlagen im Check-in 1. In mehreren Etappen werden die Anlagen ersetzt und die Check-in-Standorte der betroffenen Airlines temporär verschoben. Gleichzeitig wurde die neue Gepäcksortieranlage Schritt für Schritt in Betrieb genommen. Aufgrund der Bauarbeiten im Zusammenhang mit der Entwicklung der landseitigen Passagierflächen müssen im laufenden Jahr ausserdem einige Passagierwege umdisponiert werden.

Im Berichtsjahr hat die Flughafen Zürich AG ausserdem beschlossen, die Dienstleistungen für Flugreisende mit eingeschränkter Mobilität (sogenannte PRM) zu übernehmen. Ab Januar 2025 wird sie daher die betroffenen Mitarbeitenden der Goldair AAS Assistance AG in die Flughafen Zürich AG integrieren.

Immobilien und kommerzielle Zentren am Standort Zürich

Immobiliengeschäft

Der Bereich Immobilien der Flughafen Zürich AG hat sich als starker und wichtiger Ertragspfeiler etabliert und verzeichnete in 2023 die höchsten Erträge der Firmengeschichte. Im Jahr 2023 lag der Fokus im Portfolio-Management auf der Neustrukturierung der Vertragslandschaft sowie auf der strategischen Weiterentwicklung des Werftareals. Im Sinne des Nachhaltigkeitsengagements der Flughafen Zürich AG wurde die Abteilung Energie und Dekarbonisierung gegründet. Der Umstieg auf erneuerbare Energien wie Photovoltaik, Abwärme und Geothermie sowie die energetische Sanierung von Gebäuden wird damit gezielt und mit Priorität vorangetrieben. Ein wichtiges Projekt in diesem Zusammenhang ist die im vergangenen Jahr weit vorangeschrittene Erkundung einer eiszeitlichen Rinne unterhalb des Flughafengeländes, die als natürlicher Speicher den gesamten Flughafenkopf im bestmöglichen Fall ab dem Jahr 2027 mit Wärme und Kälte versorgen kann.

The Circle

Airport Shopping und Airside Center

Mit der Erholung der Passagierzahlen stiegen auch die Umsätze im Airside Center. Im öffentlich zugänglichen Airport Shopping wurde das Vorkrisen-Niveau sogar übertroffen. Aufgrund der Erneuerung des nördlichen Teils des Airport Shoppings kommt es ab 2024 zu Umstellungen bei den Passagierwegen sowie zu Ladenschliessungen, wobei versucht wird, diese anderweitig zu kompensieren. Die umfassende Erneuerung beinhaltet den Bau einer Foodhall, attraktivere Ladenflächen sowie eine bessere Anbindung an den Circle.

Weiterentwicklung am Standort Zürich

Nachdem der Kantonsrat Zürich sich in 2023 für eine Verlängerung der Pisten 28 und 32 ausgesprochen hatte, erhielt das Sicherheitsprojekt Anfang März des laufenden Jahres auch die Zustimmung des Zürcher Stimmvolks. Auf dieser Basis kann die Flughafen Zürich AG nun das Plangenehmigungsgesuch beim Bund einreichen und eines der wichtigsten Projekte der vergangenen Jahre weiterverfolgen. Der Flughafen Zürich arbeitet mit einem sehr komplexen Pistensystem und die Verlängerung der Pisten sorgt für mehr Sicherheit, mehr Pünktlichkeit und mehr Nachtruhe. Die Bevölkerung hat somit einmal mehr dem Flughafen Zürich das Vertrauen ausgesprochen.

Neue Gepäcksortieranlage

Das derzeit grösste Bauprojekt am Flughafen Zürich wird weitgehend bei laufendem Betrieb umgesetzt. Nach aufwendigen Tests und kontinuierlichen Anpassungen begannen im Geschäftsjahr 2023 die Integration der neuen Anlage und der schrittweise Umstieg von der alten Gepäcksortieranlage. Mit der neuen Anlage stellt der Flughafen Zürich sicher, dass die Gepäckzuweisung auch in Zukunft zuverlässig funktioniert und die Sicherheitskontrollen den neuen EU-Vorschriften für aufgegebenes Gepäck entsprechen. Die neue, rund CHF 450 Mio. teure Infrastruktur am Flughafen Zürich ist mit modernster Technologie ausgestattet und hat eine deutlich höhere Energieeffizienz als ihre Vorgängerin.

Entwicklung landseitige Passagierflächen

Im für die Öffentlichkeit zugänglichen Bereich des Flughafenkopfs entstehen in den kommenden Jahren grosszügigere Passagierwege, bessere Logistikprozesse, neue Retail-Flächen und eine neue Foodhall mit Aussenterrassen. Aufgrund einer Einsprache bei der Vergabe der Baumeisterarbeiten kam es zu Verzögerungen bei den ersten Tiefbauarbeiten. Die Bauarbeiten konnten inzwischen wieder aufgenommen werden und die schrittweise Eröffnung der neuen Flächen und Wege ist ab 2027 geplant. Die Bauarbeiten werden in Etappen umgesetzt, um den Flughafenbetrieb so wenig wie möglich zu tangieren. Die Investitionen belaufen sich auf insgesamt rund CHF 250 Mio.

Entwicklung Flughafenkopf mit Dock A und Tower

Im Berichtsjahr starteten die Projektierungsarbeiten für den Ersatzbau des heutigen Dock A, für die Dockwurzel und den Tower. Die entsprechenden Plangenehmigungsgesuche wurden eingereicht. Das neue Dock A wird auf den Passagierebenen grösstenteils aus Holz gebaut. Die geplante Photovoltaikanlage deckt circa ein Drittel des benötigten Stromverbrauchs des neuen Docks. Der Ersatzbau benötigt ausserdem deutlich weniger Wärme, trotz grösserem Volumen. Für das Heizen und Kühlen der Infrastruktur sind erneuerbare Quellen vorgesehen. Der Passagierkomfort wird deutlich erhöht und auch das Gastro- und Retailangebot soll optimiert werden. Der Bau des Towers ist ab 2027 geplant, derjenige des Docks A ab 2030.

Zone West und Fracht Rächtenwisen

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause konnten die Bauarbeiten für die Zone West wieder aufgenommen werden. Insgesamt entstehen im Westen 14 Standplätze für Flugzeuge des Linien- und Charterverkehrs sowie eine Abstellfläche für Businessjets. Weiter wird ein Hochbau westlich des neuen Vorfeldes mit Hangar-Vorplätzen geplant. Der Abschluss des Bauprojektes ist in den letzten Zügen und die Plangenehmigung wurde Ende Februar 2024 eingereicht. Für die Ablösung des Spotterhügels mit Heligrill war ein nahtloser Übergang vorgesehen. Dieses Vorhaben konnte aufgrund eines Rekurses von benachbarten Waldbesitzern bisher nicht realisiert werden.

Dem Plangenehmigungsgesuch für die neue Frachthalle Rächtenwisen wurde stattgegeben. Der Baustart ist für das zweite Quartal 2024 vorgesehen und 2027 soll das neue rund CHF 40 Millionen teure Frachtgebäude fertiggestellt werden.

ZRH Innovation Hub und Digitalisierung

Um als Unternehmen gesamthaft besser für die neuen, schnell wechselnden Herausforderungen der kommenden Jahre gewappnet zu sein und Trends noch besser antizipieren zu können, wurde das Innovationszentrum «ZRH Innovation Hub» gegründet. Es ist als Stabsstelle organisiert und direkt dem CEO unterstellt. Im Fokus stehen partnerübergreifende Verbesserungen des Kundenerlebnisses und der Abläufe am Flughafen Zürich.

Auch im Jahr 2023 wurde die Digitalisierung der Prozesse und Produkte weiter vorangetrieben. Für die Flughafen-Webseite erhielt das Unternehmen zum zweiten Mal den World Travel Tech Award für die beste Flughafen-Webseite Europas. Um die Vielfalt der Geschichten rund um den Flughafen Zürich einem breiten Publikum noch besser zugänglich zu machen, wurde ausserdem ein Online-Magazin lanciert.

Im Bereich «Real Estate» wurde die Digitalisierung im Jahr 2023 in verschiedenen Projekten und auf diversen Ebenen gefördert: Damit die digitalen Anforderungen, Prozesse und Services in Zukunft noch besser gebündelt und strategischer genutzt werden können, hat der Bereich die entsprechenden Kompetenzen im neu geschaffenen Team «Digital Real Estate» gebündelt. Seit Dezember 2023 laufen ausserdem Tests mit zwei Reinigungs-Robotern zur Unterstützung des Personals. Eine neu entwickelte «Smart Cleaning»-Lösung ermöglicht es, die Sauberkeitsstandards hochzuhalten und durch datengestützte Analysen die Abläufe zu optimieren und zu automatisieren.

Internationales Flughafengeschäft

Das internationale Geschäftsfeld verzeichnete in 2023 ein deutliches Wachstum und gewinnt zunehmend an Bedeutung für den Erfolg der Flughafen Zürich AG. In den kommenden Jahren wird mit weiter steigenden Erträgen der Beteiligungen in Lateinamerika und in Indien gerechnet.

Lateinamerika

Die Flughäfen in Lateinamerika entwickelten sich im Berichtsjahr erfreulich. Im Rahmen eines öffentlichen Bieterverfahrens hat die Flughafen Zürich AG im Mai 2023 den Zuschlag für eine 30-jährige Konzession für den Flughafen Natal im Nordosten Brasiliens erhalten. Die Übernahme des Betriebs von Natal ist im Februar des laufenden Jahres erfolgt. Der neu erworbene Flughafen Natal ergänzt das bestehende Portfolio der Flughafen Zürich AG in Brasilien und ermöglicht eine noch stärkere Partizipation am Wachstum des brasilianischen Luftverkehrsmarkts. Die beiden Flughäfen Florianópolis und Vitória erhielten im vergangenen Jahr Auszeichnungen als beste Flughäfen ihrer Grössenkategorie. Zum dritten Mal in Folge wurde ausserdem der von uns betriebene brasilianische Flughafen Florianópolis vom Airports Council International (ACI) als Green Airport ausgezeichnet. In Macaé schreitet der Bau der neuen Piste gemäss Planung voran. In Iquique (Chile) wurde nach einer Bauverzögerung aufgrund des Konkurses des Totalunternehmens die Terminalerweiterung fertiggestellt und in Betrieb genommen.

Indien

Die Bauarbeiten am Noida International Airport schreiten voran und machen die Flughafen Zürich AG zur derzeit grössten Schweizer Investorin in Indien. Die Struktur des Terminalgebäudes steht bereits und die Bauarbeiten am Kontrollturm haben die maximale Höhe erreicht. Der Bau der Start- und Landpiste ist weit fortgeschritten. Der neue Flughafen strebt nicht nur in Bezug auf die Qualität, sondern auch im Bereich Nachhaltigkeit hohe Standards an. So wird die Stromversorgung grösstenteils über Photovoltaikanlagen und Windkraft abgedeckt, das Regenwasser gesammelt, das Gebrauchtwasser wieder aufbereitet und die Fahrzeugflotte sowie Bodenabfertigungsgeräte mit Elektrofahrzeugen ausgestattet. Mit der grössten Fluggesellschaft Indiens, IndiGo Airlines, konnte kurz vor Jahresende eine Absichtserklärung für die Stationierung eines Teils ihrer Flotte am Noida International Airport unterzeichnet werden. Indiens grösste Fluggesellschaft, die zu den am schnellsten wachsenden Airlines der Welt gehört, wird den Reisenden ab Noida ein ausgedehntes Streckennetz mit Fokus auf den inländischen Flugverkehr bieten können. Eine weitere Absichtserklärung konnte unlängst auch mit Akasa Air abgeschlossen werden. Gespräche mit weiteren Airlines in Indien sowie aus dem Raum Südostasien und Mittlerer Osten laufen derzeit. Zudem konnte ein Grossteil der für den Flughafenbetrieb relevanten Dienstleistungsaufträge an konzessionierte Unternehmen vergeben werden.

Unternehmenskultur

Im Berichtsjahr wurde die Unternehmenskultur sowie die starke Positionierung der Flughafen Zürich AG als Arbeitgeberin weiterentwickelt. Auf die sich schnell wandelnden Anforderungen als Arbeitgeberin reagierte das Unternehmen mit verschiedenen Massnahmen wie zum Beispiel weiteren Verbesserungen der Arbeitsbedingungen sowie der Schaffung einer neuen Employer Branding-Stelle. Für die neu entwickelte Onboarding-App für eintretende Mitarbeitende erhielt die Flughafen Zürich AG den Swiss HR Award 2023. Die im Jahr 2022 neu definierten Werte wurden auch im Berichtsjahr in verschiedenen Workshops und Tagungen thematisiert, um die Integration der Werte in die Unternehmens- und Führungskultur weiter voranzutreiben. Im Berichtsjahr lag der Fokus dabei auf dem Themenbereich Agilität.