Brief an die Aktionäre

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrte Damen und Herren

Hinter uns liegt ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Ein Höhepunkt war das Flughafenfest Anfang September mit rund 140’000 Besucherinnen und Besuchern. Gestern, Heute, Morgen: So lautete das Motto des Jubiläumsjahres, um die 75-jährige Geschichte unseres Flughafens zu würdigen und zu feiern. Die Nachfrage nach Flugreisen ist hoch und hat sich im Berichtsjahr deutlich schneller erholt als zu Beginn des Jahres erwartet. Bereits im August wurde die Passagierprognose erhöht. Diese Entwicklung wirkte sich auch positiv auf die Erholung der Kommerzzentren aus. Erfreulich sind ausserdem die neuen Vertragsabschlüsse sowie die anhaltend hohe Vermietungsquote des Circle.

GRI 2-22

Während des vergangenen Jahres konnten wir die internationale Präsenz weiter ausbauen. So wurde uns die Konzession für den Flughafen Natal im Nordosten von Brasilien erteilt. Für den Flughafen Noida in Indien konnten weitere Meilensteine im Bauprojekt erreicht und ausserdem Absichtserklärungen mit IndiGo Airlines, der grössten Fluggesellschaft Indiens, und Akasa Air für deren Betrieb am Flughafen Noida unterschrieben werden.

Im laufenden Jahr gilt unser Fokus dem Qualitätsanspruch unserer Reisenden, Kunden sowie Partnern. Neben verschiedenen Bauvorhaben und Digitalisierungsinitiativen aus den Unternehmensbereichen investiert die Flughafen Zürich AG mit der Lancierung des ZRH Innovation Hub ausserdem in die Steigerung des Kundenerlebnisses und die Weiterentwicklung der Flughafenprozesse am Flughafen Zürich. Daneben werden die Massnahmen zur Erreichung des Netto-Null Ziels bis 2040 weiter vorangetrieben.

Schnellere Erholung als erwartet

Die Passagierzahlen des vergangenen Jahres belegen die wiederentdeckte Reisefreude und den Bedarf an internationaler Mobilität in der Bevölkerung. Die Anzahl Passagiere, die 2023 über den Flughafen Zürich reisten, stieg auf 28.9 Millionen. Dies entspricht 91.7 % von 2019.

Die Diversifikation unseres Unternehmens mit den vier Pfeilern Aviatik, Immobilien, Kommerz und internationales Geschäft hat sich auch im Jahr 2023 bewährt. Die deutliche Ertragssteigerung, die wir im zurückliegenden Jahr verzeichnen konnten, ist sowohl auf Steigerungen der aviatischen Erträge als auch auf das nicht-aviatische Geschäft zurückzuführen. So lagen zum Beispiel die Immobilienerträge unter anderem aufgrund der Portfolioerweiterung mit dem Circle und der Priora-Akquisition deutlich über dem Vorkrisen-Niveau und auch die internationalen Tochtergesellschaften steuern einen steigenden Ertrag bei. Die Betriebskosten sind auch im Jahr 2023 trotz Nachfrageerholung, Inflation und steigenden Energiepreisen gut unter Kontrolle geblieben.

Der Generalversammlung wird eine Ausschüttung im Rahmen der kommunizierten Dividendenpolitik beantragt.

Herausforderungen im Betrieb

Die schnelle Erholung der Nachfrage im Aviatik-Geschäft hat den Flughafen Zürich vor grosse Herausforderungen gestellt: Das Hochfahren des Betriebs nach der Pandemie hat insbesondere in den Ferienzeiten zu längeren Wartezeiten am Boden und Verspätungen in der Luft geführt. Die Pünktlichkeit der Flüge lag unter unseren Zielvorgaben. Eine enge Koordination mit den Partnern am Flughafen Zürich und gemeinsam getroffene Massnahmen haben im Jahresverlauf Wirkung gezeigt.

Langfristige Auswirkungen einerseits auf die Sicherheit und andererseits die Stabilität des Flugbetriebs und damit auch auf die Pünktlichkeit haben aber vor allem die Verlängerungen der Pisten 28 und 32. Entsprechend wichtig war das «Ja» der Bevölkerung bei der Abstimmung zur Pistenverlängerung Anfang März 2024. Die Bevölkerung hat mit dem deutlichen «Ja» einmal mehr dem Flughafen Zürich das Vertrauen ausgesprochen.

Verantwortungsvolle Unternehmensführung

Ein offener Dialog mit all unseren Anspruchsgruppen und ein partnerschaftliches Verhältnis sind für unser Unternehmen zentral und wurde auch im Berichtsjahr auf allen Ebenen intensiv gepflegt. Der Regierungsrat des Kantons Zürich hat im Berichtsjahr die Bedeutung und Relevanz des Flughafen Zürich mit einer neuen Flughafenpolitik und Eigentümerstrategie unterstrichen, in der er einen sicheren und wettbewerbsfähigen Flughafen ebenso verlangt wie den Schutz der Bevölkerung vor Beeinträchtigungen durch den Flugbetrieb.

Ein wichtiger Fokus unserer Verantwortung liegt auch auf unserer Rolle als Arbeitgeberin. Am Flughafen Zürich arbeiten rund 30’000 Menschen für rund 300 Unternehmen. Damit gehört der Flughafen mit all seinen Partnern zu den wichtigsten Arbeitgebern im Kanton Zürich. Wir freuen uns, dass die Flughafen Zürich AG bei Arbeitgeberbewertungen sowie bei Mitarbeiterumfragen weiterhin hohe Beliebtheitswerte verzeichnet. Unsere motivierten und engagierten Mitarbeitende sind unser wichtigstes Kapital.

Der Verwaltungsrat der Flughafen Zürich AG hat im Berichtsjahr entschieden, die Praxis der finanziellen Zuwendungen an politische Parteien unter Berücksichtigung des veränderten allgemeinen Verständnisses von Corporate Governance anzupassen. Der Group Code of Conduct der Flughafen Zürich Gruppe wurde im Oktober 2023 entsprechend adaptiert.

Den Rahmen für alle unsere unternehmerischen Tätigkeiten bilden dabei die Prinzipien des UN Global Compact, dem wir uns im Jahr 2021 verpflichtet haben. Eine verantwortungsvolle Unternehmensführung ist für uns ebenso zentral wie die Wahrnehmung unserer gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Verantwortung.

Die Zukunft im Blick

Die Auswirkungen des Flugverkehrs auf die Umwelt bleiben auch für unser Unternehmen eine Herausforderung. Als Flughafen Zürich AG arbeiten wir intensiv an der Dekarbonisierung unserer Infrastruktur und der Senkung unserer eigenen Treibhausgas-Emissionen auf Netto-Null bis ins Jahr 2040. Bei den unternehmenseigenen CO2-Emissionen am Standort Zürich geht der mit Abstand grösste Anteil auf das Heizen und Kühlen der Flughafeninfrastruktur zurück. Entsprechend gilt der Fokus der Reduktion des Verbrauchs, dem Effizienzgewinn sowie dem Einsatz innovativer Technologien zur emissionsfreien Produktion von Strom, Wärme und Kälte. Ein wichtiges Projekt in diesem Zusammenhang ist die im vergangenen Jahr weit vorangeschrittene Erkundung einer eiszeitlichen Rinne unterhalb des Flughafengeländes, die – sofern sich dieses Vorhaben als erfolgreich erweist – als natürlicher Speicher für Wärme und Kälte für unsere Gebäude dienen wird. Mit einer Absichtserklärung haben wir im Berichtsjahr unser Bestreben bekräftigt, erneuerbaren Treibstoff des Schweizer ETH-Spinoffs Synhelion zu kaufen und damit nicht nur den Umstieg von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern konsequent voranzutreiben, sondern auch die Produktion von nachhaltigem Treibstoff zu fördern.

Um die Zukunftsfähigkeit des Flughafens Zürich zu sichern sind verschiedene grosse Infrastrukturprojekte notwendig: So muss das bisherige Dock A aus Altersgründen ab 2030 ersetzt werden. Auch die Passagierflächen im Bereich Airport Shopping entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard und werden weiterentwickelt. Hinzu kommt das wichtige Projekt der Pistenverlängerungen, das nach dem erfreulichen «Ja» des Zürcher Stimmvolkes nun weiter vorangetrieben werden kann. Aufgrund der komplexen Verfahren dürfte die effektive Verlängerung der Pisten jedoch nicht mehr in diesem Jahrzehnt stattfinden.

Veränderungen an der Unternehmensspitze

Im Berichtsjahr wurden verschiedene Schlüsselpositionen in der Unternehmensführung neu besetzt. An der Generalversammlung wurde Josef Felder als neuer Verwaltungsratspräsident und Claudia Pletscher als neue Verwaltungsrätin gewählt. Verabschiedet wurden der langjährige Verwaltungsratspräsident Andreas Schmid sowie die vom Kanton Zürich delegierte Verwaltungsrätin Eveline Saupper, die durch Beatrix Frey-Eigenmann ersetzt wurde. Nach dem Rücktritt von Stephan Widrig wurde Lukas Brosi per Mai 2023 neuer CEO. Für die Besetzung der damit entstandenen Vakanz des Chief Financial Officer konnte mit Kevin Fleck ein ausgewiesener Finanzexperte gewonnen werden. Am Investorentag anfangs September des Berichtsjahres konnten sich der neue Verwaltungsratspräsident sowie der neue CFO zusammen mit dem CEO bereits mit den Investoren und Analysten der Flughafen Zürich AG austauschen.

Dank und Ausblick

Der Flughafen Zürich erfüllt das Mobilitätsbedürfnis der Gesellschaft. Seine Entwicklung ist eng verknüpft mit dem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum der Schweiz. Auf globaler Ebene steigt das Mobilitätsbedürfnis kontinuierlich und somit auch die Nachfrage nach Flugverbindungen. Die Anbindung der Schweiz an die wichtigsten Destinationen in Europa und interkontinental ist für unser Land von weitreichender Bedeutung. Gleichzeitig sind die Direktverbindungen keine Selbstverständlichkeit. Nur ein gut funktionierendes Drehkreuz am Flughafen Zürich kann die direkte Anbindung an globale Ziele ermöglichen. Unsere Infrastrukturprojekte sind langfristig angelegt und auf Nachhaltigkeit bedacht. Bei all unseren Entscheidungen und Aktivitäten müssen wir Weitblick bewahren, damit wir unserem Unternehmenszweck, Menschen und Orte zu verbinden, auch in Zukunft gerecht werden können. Wir verfügen über eine moderne, leistungsfähige Infrastruktur mit hohen Sicherheitsstandards. Die hohe Qualität gilt es zu erhalten und weiter zu verbessern.

Ihnen, geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre, danken wir herzlich für Ihre langjährige Unterstützung und Ihr Vertrauen. Unser Dank gilt auch unseren Partnerunternehmen und ganz besonders allen unseren Mitarbeitenden. Sie haben sich im vergangenen Jahr ausserordentlich stark engagiert, damit wir in dieser herausfordernden Phase der schnellen Nachfrageerholung und der damit verbundenen Ressourcenknappheit unseren Kundinnen und Kunden ein möglichst einwandfreies Reiseerlebnis bieten konnten.

Wir freuen uns auf die weitere gemeinsame Reise.

Josef Felder
Präsident des Verwaltungsrats

Lukas Brosi
Vorsitzender der Geschäftsleitung